irgendetwas hat mich heute dazu gebracht, wieder mal in meiner john coltrane - sammlung zu graben. die ist jetzt lange brachgelegen. ich hatte um 1996 oder 97 herum eine böse coltrane-phase (ähnlich wie letztes jahr mit den beach boys), wo ich mir dann innerhalb von 2 oder 3 monaten an die 40 coltrane - alben kaufen musste. und als die dann gesammelt im regal standen, war das thema für mich erledigt, und die meisten hab ich nie wirklich angehört. hatte vermutlich auch mit überforderung zu tun...

na, jedenfalls hab ich heute die "africa/brass sessions" ausgegraben.
so sieht das cover aus:

die version von "greensleeves" war mir in erinnerung, aber den rest hatte ich aus oben genannten gründen nie gehört.
und jetzt bin ich, nachdem ich das 2 cd-set am stück durchlaufen habe lassen, gerade wie in trance dagesessen, mit offenem mund, und plötzlich weiss ich wieder, was mich damals an coltrane so fasziniert hat.

unglaubliche platte!

cotlrane spielt auf africa/brass mit bigband, arrangiert von eric dolphy.
die band ist ungewöhnlich besetzt, tuba, baritonsaxophon, euphonium, trompeten und fagott - ein warmer, holziger, modriger ozean, mit olivgrün und braun sich kräuselnden sanften wellen, über dem das sopransaxophon (trane) und das piano (mccoy tyner) schweben und loopings drehen und dabei in alle richtungen abwechselnd zerfliessen und explodieren, während paul chambers am bass matt glänzende monolithen in die wolken rammt, das ganze getrieben von einem unerbittlich in alle himmelsrichtungen wuchernden puls.

der schlagzeuger, elvin jones, war zu der zeit dafür bekannt, sein schlagzeug vor jedem konzert am boden fest zu schrauben. wer´s gehört hat, weiss, warum.

aber das alles erklärt Ihnen nicht, was diese musik mit mir angestellt hat. "africa/brass" war mir ein komplettes universum in knapp 90 minuten, alles, was mir an emotionen erfahrbar ist, höre ich in dieser platte. ich musste anfangen, grimassen zu schneiden, und lachen und heulen und zittern.
viele platten mag ich, weil sie von zuständen erzählen, die ich gut kenne. coltrane erzeugt solche zustände.
ein gleichzeitig erhebendes wie niederschmetterndes erlebnis.

das hör ich im moment gerne:

almost cured of sadness von stephen jones
StephenJones-03-UndertheRainbow

(application/octet-stream, 987 KB)

so würden die residents klingen, wenn sie britpopper wären.
sag ich mal.