-_dd denkt laut
smile

gestern abend in london:

brian wilson führt erstmals sein 1966 begonnenes albumprojekt "smile" auf, in der royal festival hall.
(ich war leider nicht dabei.)

kurze zusammenfassung für nicht-wilsonisten:


brian wilson war der kreative kopf der beach boys. 1964 beschloss wilson, nicht mehr an den live-tourneen der band teilzunehmen, um sich auf die arbeit im studio konzentrieren zu können.
fortan zogen die beach boys durch die lande und spielten fröhliche surfmusik, während brian wilson solo pop-symphonien im 3-minuten-format schuf, die dann unter dem namen "the beach boys" veröffentlicht wurden.
bekanntestes beispiel: pet sounds.



künstlerisch ein triumph, trieb dieses album einen keil zwischen wilson und den rest der band. zu fragil, zu kunstvoll, zu erwachsen war das, was wilson produziert hatte.
"don´t fuck with the formula" meinte mike love, kopf der tourband und cousin wilsons.

dann kam "good vibrations", ein song, gegen den sich love entschieden gewehrt hatte.
"good vibrations", produziert in dutzenden sessions und aus kurzen schnipseln zusammengebaut, war der bislang grösste kommerzielle erfolg der beach boys.

von brian wilson sprach man fortan nur noch als "das genie".

und das genie hatte beschlossen, ein komplettes album nach der patchwork-methode zu bauen, eine "teenage symphony to god":

smile.

gemeinsam mit dem damals noch völlig unbekannten van dyke parks schrieb wilson songs, die mit seinen alten surfsongs weniger als nichts mehr zu tun hatten:

have you seen the grand coolie workin' on the railroad?

Over and over,
The crow cries uncover the cornfield.
Over and over,
The thresher and hover the wheat field.

Reconnected telephones direct dialing
Different color cords to your extension
Don't forget to mention
This is a recording

Even though the echoes in my mind
Have filtered through the pines
I came and found my peace
And this is not a recording


gut möglich, dass da auch psychoaktive substanzen eine rolle gespielt haben. jedefalls gehörte das für "smile" produzierte material zum kunstvollsten, das die rockmusik bis dahin hervorgebracht hatte.

die sessions gingen von januar 1966 bis ins frühjahr des jahres 1967. als am ersten juni schliesslich die beatles "sgt. pepper´s" veröffentlichten, brach wilson das projekt frustriert ab.

"sgt. pepper´s" war seiner vision von smile so ähnlich, dass er wie ein nachahmer gewirkt hätte, hätte er smile noch veröffentlicht.
(wie sehr die fab four von smile beienflusst wurden, ist ungewiss - fest steht, dass paul mccartney bei einem besuch in los angeles schon 1966 einige schnipsel von smile gehört hatte.)

veröffentlicht haben die beach boys dann schliesslich "smiley smile", ein schnell aufgenommenes ersatzzprodukt.



brian wilson stürzte in eine tiefe depression und verbrachte die nächsten 15 jahre im bett.

und die welt wartet seit dem auf smile, das verlorene meisterwerk.



sachbücher und romane wurden über smile geschrieben,
etliche webseiten und messageboards beschäftigen sich ausschliesslich mit smile,
hunderte bootlegs wurden und werden immer noch veröffentlicht.

fans diskutieren die "korrekte reihenfolge" der titel, stellen fragemente fertig und schreiben texte zu instrumentaltracks.
ein paar englische freaks vertreiben sogar eine cd-rom mit allen sessions - smile zum selberbauen, alles was Sie brauchen ist ein wave-editor. (die cd-r ist übrigens kostenlos...)

smile ist das erste interaktive rockalbum.

oder:
war.

denn jetzt, wo die "offizielle", die "korrekte" version aufgeführt wurde, kommt bestimmt bald das boxset. und die dvd. und das offizielle buch. vermutlich auch die sammelfiguren in cornflakes-packungen.

egal.

wenn Ihnen jemand anbietet, Ihnen seine version von smile vorzuspielen, hören Sie zu.
weil smile nämlich eines der besten alben ist, das es nie gegeben hat.

wie das konzert war, hab´ich noch nicht herausgefunden.
aber eigentlich ist das auch nicht wichtig.

... Link


stereolab



gestern hab´ich endlich das neue stereolab-album, "margerine eclipse", gekauft.
so sieht das aus:



stereolab haben einen sound geprägt, der beinahe schon zum archetypus geworden ist. selten hat es eine band geschafft, ihre einflüsse so zu homogenisieren, dass sie gänzlich zu einem grossen, sofort wiedererkennbaren gesamtklang verschmelzen.
dass die einflüsse dabei von astrud gilberto bis pierre henry, von velvet underground bis esquivel, von dusty springfield bis can reichen, scheint da nur natürlich.



schliesslich sind tim gane & laetitia sadier (die köpfe von stereolab) nicht nur musiker, sondern vor allem auch musikfans und plattensammler.
stereolab sind die einzige mir bekannte band, bei der sich fan-tum vollständig mit originärer kreativität mischt - ihr zugang scheint mit dem eines djs vergleichbar, der aus vorhandenem material neue musiken zimmert, gewissermassen eine pastiche, deren zutaten so geschickt gewählt, verarbeitet und verfremdet sind, dass sie nicht mehr als solche erkennbar ist.
aber stereolab gehen noch weiter, drehen das bezugssystem musikalischer wahrnehmung von innen nach aussen, transzendieren chronologie und kontext, und plötzlich trägt die halbe musikgeschichte einen stempel:

"klingt nach stereolab".

what goes on: stereolab.
girl from ipanema und eigentlich der komplette bossa nova 1960 - 1970 ? klarer fall, stereolab.
can, faust, neu: stereolab.
die beach boys: oh, hat sean o´hagan stereolab produziert?
francoise hardy, ? tres bien, stereolab!

das hat keine andere band vor ihnen auch nur versucht, geschweige denn erreich, und alleine darum schon sind stereolab die wichtigste band des planeten.
und die erste, die retro-futuristischen selbstbezüglichen concrete-metapop spielte.





margerine eclipse ist das 10. album in 13 jahren, und wie immer sind die veränderungen zum vorgänger subtil.

ein wenig zupackender, direkter als "sound dust", weniger opulent produziert , gleichzeitig aber auch strenger, sperriger, ernster.
gut möglich, dass der tod der vokalistin/multininstrumentalistin mary hansen -sie ist 2002 bei einem fahradunfall ums leben gekommen - hier deutliche spuren hinterlassen hat.





so etabliert stereolab mittlerweile sind, so verankert ihr sound im kollektiven bewussteisn der pop-bohème sein mag, haben sie doch den nimbus des avantgardistischen behalten.
der charme von satelliten wie american analog set, bowery electric, den high llamas oder belle und sebastian macht den verdienst von stereolab nur noch deutlicher.

welche andere band kann schon für sich reklamieren, gleichzeitig sofort wiedererkennbar und trotzdem immmer wieder radikal neu zu klingen ?

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Last modified: 16.10.10, 11:40
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