als tim buckley "look at the fool" aufnahm, war er am ende.
seine stimme klang dünn und hohl.
und tatsächlich hatte er wenig interesse an diesen aufnahmen, zu denen ihn - wie schon beim vorgängeralbum, "sefronia", - die plattenfirma genötigt hatte.

samstag, 28.juni 1975, nachmittag:
tim buckley schnupft im haus eines freundes etwas, das er für kokain hält und stirbt kurz darauf an einer heroin-überdosis.

dabei hatte alles so vielversprechend begonnen.

als buckley, gerade erst 19 jahre alt und überaus fotogen, 1966 sein debütalbum veröffentlicht, ist er die grosse hoffnung der gerade aufblühenden musikszene der amerikanischen westküste.

das nachfolgealbum, "goodbye and hello" verschmilzt folk, psychedelia, chanson, jazz und kunstlied in einer zuvor so nicht gekannten dichte.

legionen von musikern - darunter grössen wie nick drake, randy newman und zoogs rift - bezogen sich immer wieder auf dieses album.

an dieser stelle hätte buckley sein kreatives wachstum anhalten und ein grosser popstar werden können.

aber buckley wollte kein putziger, wuschelköpfiger folksänger sein.
er hatte kein interesse daran, mit leuten wie scott mckenzie, donovan und cat stevens in wettstreit zu treten.

ganz im gegenteil wollte tim buckley mit seiner stimme, die locker über 5 1/2 oktaven reichte, das tun, was zuvor john coltrane mit dem tenorsaxophon und jimi hendrix mit der gitarre getan hatten:

die grenzen dessen erweitern, was mit klang ausdrückbar ist.

"blue afternoon", "happy/sad", "lorca" und, allen voran, "starsailor"
wenden das prinzip "jazz" (=improvisation, unmittelbarkeit, puls)
direkt auf das format "folkrock" an.

das ergebnis ist ein monolith.

schwerverdaulich.
intensiv an der grenze zum schmerzhaften.
ergreifend schön.
oft schockierend.

wenn Sie "psychedelisch" wörtlich als "die seele sehend" verstehen, dann sind diese alben die herausragenden beispiele für psychedelische musik.

buckleys´ label hatte für diese "experimente" wenig verständnis -
wer sollte dieses krude zeug kaufen ?

und tatsächlich war es 1971 so weit, dass buckley vollständig bankrott war, finanziell wie auch künstlerisch - zu weit da draussen, zu verwegen, zu hoch war sein eigener anspruch an seine kunst gewesen.
alkohol und drogen hatten darüberhinaus deutlich sichtbar ihren tribut gefordert.
buckley, gerade 25, schien körperlich um jahrzehnte gealtert zu sein.

(man kann mutmassen, dass es coltrane und hendrix ähnlich ergangen wäre, hätte sie nicht just zu diesem zeitpunkt jehovah in seine hofkapelle bestellt)

buckley aber lebte noch eine zeitlang weiter.
und sein erstes post-transzendentes album, "greetings from L.A." war gar nicht übel.

aber eben nur "nicht übel".

immerhin enthielt das album den grossen song
"sweet surrender".
"but now you're gonna go out
and get yourself
a reputation
but I'm gonna have to show you
where to start
and then you're gonna bring back
your little reputation
and prove to be
what I could not
prove to you"

die stilrichtung der letzten beiden alben wurden ihm schliesslich von seiner plattenfirma vorgegeben:
smoother soul/funk, zugekleistert mit streichern und chorsängerinnen.
abgeschmackt, vorhersehbar und klischeehaft.
sehr, sehr traurig.

was bleibt, ist eine handvoll grossartiger alben.
und eine legende.

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