die kalifornische band kaleidoscope hat das unvereinbare so erfolgreich zusammengeführt wie niemand sonst.

chris darrow, solomon feldthouse und david lindley, die das kreative epizentrum der gruppe bildeten, hatten zuvor und seit beginn der sechziger jahre in verschiedenen musikalischen paradigmen gewirkt.
darrow war mit country aufgewachsen, lindley hatte seine wurzeln im blues, und felthouse hatte sich intensiv mit musiktraditionen aus dem nahen und mittleren osten beschäftigt.

und das hört man.

ragtime, bluegrass, rembetiko, rhythm & blues, havalar, klezmer, appalachian folk, chicago-blues und raga werden in den besten aufnahmen der band sauber filetiert und neu zusammengebaut.
wenn jemals eine wirkliche musikalische fusion von okzident und orient erreicht worden ist, dann auf den ersten beiden kaleidoscope-alben "side trips" und "a beacon from mars". (1967/68)


tracks wie "pulsating dream" oder "keep your mind open" wobbeln wie vierdimensionaler fraktalhonig aus den boxen und spinnen das hirn des hörers in ein netz aus zuckerwatte ein.
grossartig.

andererseits haben kaleidoscope auch entscheidenede impulse zur eintwicklung des countryrock (a.k.a. alt.county a.k.a. americana) geleistet
im gegensatz zu zeitgenossen wie byrds, burritos, bros. godsin und nitty gritty dirt band wurden bei kaleidoscope explizit auch afroamerikanische wurzeln berücksichtigt und ausgebaut, zeitsprünge und unerwartete querverbindungen inklusive.

"minnie the moocher" etwa, vom ersten album, modernisiert den song des grossen swing-entertainers cab calloway nicht etwa, sondern versetzt ihn zurück in die honky-tonks und saloons der jahrhundertwende, zu jelly roll morton und scott joplin.
heutzutage nennt man sowas "postmodern".



in dem wissen, dass jimmy page zu den bewunderern der gruppe gezählt hat, kann man kaleidoscope durchaus auch einen wichtigen einfluss auf den hardrock der siebziger jahre andichten. insbesonderem, wenn man Ihre version des bluesklassikers "you don´t love me" hört.
weit hergeholt, aber nicht unschlüssig.

egal.

kommerziell erfolgreich waren kaleidoscope jedenfalls nie , und die urbesetzung zerbrach 1968 nach einem glücklosen engagement in new york.

die beiden alben, die in neuer formation 1969 und 1970 aufgenommen wurden, erreichen nicht durchgehend die traumwandlerische genialität der vorgänger, zählen aber immer noch zu den hörenswerteren ihrer zeit.
1970 löste sich die band schliesslich ganz auf.

das gesamtwerk von kaleidoscope wurde letztens in einer recht schmucken 3 cd-box aufgelegt: "pulsating dream">" heisst die.
gehört in jede gutsortierte sammlung.



ps: es gab eine zweite band, die zur selben zeit als "kaleidoscope aktiv war. die briten haben 2 alben ("tangerine dream" & "faintly blowing") aufgenommen, die ebenfalls hörenswert sind. mit ihren amerikanischen counterparts sind sie weder verwandt noch verschwägert.