vor langer, langer zeit hab´ich mit grosser begeisterung "das metamagicum" von douglas r. hofstadter gelesen.

ich war damals schwer beeindruckt.

hofstadter versucht anhand scheinbar unzusammenhängender einzelgeschichten zu ergründen, wie "bedeutung" und "struktur" entstehen. er tut das mit beispielen und methoden aus linguistik, physik, mathematik, informatik und kunst.

natürlich mochte ich die selnstbezüglichen sätze.
(Sie kennen das bestimmt: "dieser satz kein verb" ist das bekannteste beispiel.)

am nachhaltigsten haben mich aber die "parkettverformungen" beeindruckt.

"parkettverformungen" sind der ansatz des architekten william huff, die bildende kunst der musik anzunähern.

hofstadter schreibt dazu:

"Was ist der Unterschied zwischen Musik und visueller Kunst? Stellte man diese Frage an mich, wüßte ich sofort eine Antwort. Für mich besteht der wesentliche Unterschied ganz klar in der Temporalität. Musikalische Werke beziehen die Zeit im eigentlichen mit ein, Werke der bildenden Künste dagegen nicht. Genauer gesagt, Musikstücke bestehen aus Tönen, die in einer bestimmten Reihenfolge und mit bestimmter Geschwindigkeit gespielt und gehört werden sollen. Im fundamentalen Sinn ist Musik daher eindimensional; sie ist an die Rhythmen unserer Existenz gebunden. Dagegen haben Werke der bildenden Künste im allgemeinen zwei oder drei Dimensionen. In Gemälden und Skulpturen finden wir selten ein eingebautes „Ordnungsraster", dem das Auge folgen muß. Mobile Plastiken und andere Stücke der kinetischen Kunstrichtung mögen sich mit der Zeit wandeln, aber oft ohne jeglichen spezifischen Ausgangsoder Endzustand oder Zwischenstadien. Wann wir kommen und gehen, steht uns als Beschauer völlig frei.
Natürlich ist das sehr allgemein und nicht ohne Ausnahmen. Die europäische Kunst hat ihre großartigen Friese und historischen Rundgemälde, und in der orientalischen Kunst kennt man bis zu mehr als hundert Meter lange Papierrollen mit komplizierten religiösen Darstellungen. Diese Arten visueller Kunst zwingen das Auge, sich beim Abtasten des Bildes an eine zeitliche Ordnung und ein bestimmtes Tempo zu halten. Es gibt einen Anfangspunkt und einen Endpunkt. Gewöhnlich stellen diese Punkte Zustände relativer Ruhe dar, wie in Erzählungen. Ein Punkt ganz besonderer Ruhe ist der Schlußpunkt. Zwischen Anfangspunkt und Schlußpunkt werden verschiedenartige Spannungen aufgebaut und in einem idiosynkratischen, aber gefälligen visuellen Rhythmus wieder aufgelöst. Die ruhigeren Endstadien sind meistens geordneter und visuell einfacher Natur, während die spannungsvolleren Zwischenstadien gewöhnlich chaotischer und visuell konfuser sind. Ersetzt man „visuell" durch „aurikular", ließe sich das gleiche eigentlich auch von der Musik sagen."

später im text vergleicht er die parkettverschiebungen (korrekterweise) direkt mit der musik von steve reich; auch der vergleich mit terry riley, michael nyman oder philip glass wäre durchaus zulässig).

das alles hatte ich beinahe vergessen.

ebenfalls vergessen hatte ich, dass es mich damals (das war wohl ende der achtziger jahre) brennend interessiert hätte, wie diese patterns in farbe aussehen würden (insgeheim hegte ich ja den plan, mein zimmer damit zu tapezieren..).
der stand der mit damals zur verfügung stehenden technik hätte bedeutet:
tuschestift nehmen. nachzeichnen. ausmalen.
viel zu mühsam.
(die kopiergeräte waren damals noch nicht das, was sie heute sind)

also wurde der plan verworfen.

und gestern, gestern ist mir das alles wieder eingefallen.
wegen der hübschen verpackung der kerze, die ich von meiner tante zu weihnachten bekommen hab:

da verschiebt sich zwar nichts, aber ein schönes muster ist es nichtsdestotrotz.

mit steve reich hat die kerze aber nur wenig zu tun.

jedenfalls habe ich eine parkettverformung eingescannt und in photoshop befärbelt.

und das sieht dann so aus: